Orthorexia nervosa und mögliche Motive: Eine Erhebung unter Studierenden an der HAW Hamburg

Abstract

Orthorexia nervosa (ON) bezeichnet ein pathologisches Ernährungsverhalten, welches erstmals im Jahr 1997 von Steven Bratman beschrieben wurde. Kennzeichned für die ON ist die pathologische Fixierung auf eine subjektiv gesunde Ernährungsweise sowie die Angst durch eine ungesunde Ernährungsweise zu erkranken. Derzeit ist die ON nicht in den Diagnosekriterien des ICD und des DSM enthalten, weshalb verschiedene Fragebögen als Messinstrument eingesetzt werden. Die Prävalenzzahlen variieren zwischen 1 % und über 85 %. Es wird diskutiert, ob die ON als eine Essstörung, Zwangsstörung oder als sozialer Trend klassifiziert werden soll und welche Motive im Hinblick auf die Entstehung einer ON berücksichtigt werden sollen. Diese Arbeit fokussiert sich dabei auf das Gesundheitsbewusstsein und auf die Einstellung zum Sport als mögliche Motive. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es zu untersuchen, ob ein Unterschied hinsichtlich der orthorektischen Tendenzen zwischen Ökotrophologiestudenten und Studenten anderer Studiengänge besteht. Zudem wird geprüft, ob ein Zusammenhang zwischen der Ausprägung des Health und Fitness mindset und der Stärke orthorektischen Tendenzen vorliegt. Dazu wurde eine Umfrage an der HAW Hamburg durchgeführt. Die Daten von 235 Studenten wurden ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen, dass 70.5 % der Ökotrophologiestudenten orthorektische Verhaltensweisen aufweisen. In der Gruppe der fachfremden Studenten sind es 57.9 %. Der t-Test für unabhängige Stichproben wurde verwendet, um einen Unterschied zwischen den Ökotrophologiestudenten und den fachfremden Studenten hinsichtlich der orthorektischen Tendenzen festzustellen. Dabei zeigt sich kein sig-nifikanter Unterschied (p = .091). Hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen dem Health and Fitness mindset und den orthorektischen Tendenzen zeigt sich, dass ein ausgeprägtes HFM stärkere Tendenzen zu einem orthorektischen Verhalten aufweist (p < .01). Des Weiteren ergibt die Studie, dass weder das Geschlecht, der BMI, das Alter, der Gesundheitszustand noch eine vegetarische oder vegane Ernährungsweise das Auftreten von ON begünstigen. Die Ökotrophologiestudenten zeigen ein signifikant höheres Gesundheitsbewusstsein als die fachfremden Studenten (p = .001). Aufgrund der eingeschränkten Wahl der Studiengänge und der Vielzahl möglicher Motive für die ON sind weitere Untersuchungen notwendig.

Orthorexia nervosa (ON) described a pathological nutritional behavior, which was first discovered by Steven Bratman in 1997. Characteristics of ON are the compulsive fixation on the solely consumption of food, which is classified as healthy according to subjective criteria and the fear of falling ill as a consequence of an unhealthy diet. Currently ON is not included in the diagnostic criteria of the ICD and the DSM. Therefore various question-naires are used as measuring instruments. The prevalence rates vary between 1 % and over 85 %. It is discussed whether ON should be classified as an eating disorder, an obsessive-compulsive disorder or as a social trend and which motives should be considered with regard to the development of ON. In this thesis the focus is on the health and fitness mindset as possible motives. The study objective of this thesis is to investigate whether there is a difference in orthorectic tendencies between dietetic students and students from other subjects. In addition it will be examined whether there is a relation between the health and fitness mindset and the strength of orthorectic tendencies. For this purpose, a survey was conducted at the HAW Hamburg. The data of 235 students were evaluated. The results show that 70.5% of the dietetic students exhibit a orthorectic behaviour. In the group of students from other subjects 57.9 % are orthorectic. After comparing the averages, it was found that there is no significant difference between the detetic students and non-dietetic students in term of orthorectic tendencies (p = .091). Regarding the correlation between the health and fitness mindset and orthorectic tendencies, it is shown that a distinct HFM shows stronger tendencies towards orthorectic behavior (p < .01). Furthermore, the study found that neither gender, BMI, age, health status nor a vegetarian or vegan diet favors the occurrence of ON. The dietetic students show a significantly higher Health mindset than the students from other disciplines (p = .001). Due to the limited choice of study programs and the large number of possible motives for ON, further investigations are necessary.