Überwindet die COVAX-Initiative mögliche Barrieren für eine global gerechte Verteilung von COVID-19 Impfstoffen? : Eine Untersuchung anhand der kommerziellen und politischen Determinanten von Gesundheit

Abstract

Hintergrund: COVID-19 Impfstoffe sind ein global knappes Gut, dessen gerechte Vertei-lung zur Bewältigung der COVID-19 Pandemie notwendig ist. COVAX ist eine globale Initi-ative mit dem Ziel, Impfstoffe global gerecht zu verteilen. Es werden die Commercial Deter-minants of Health und Political Determinants of Health als relevante Konzepte für Fragen der Verteilungsgerechtigkeit vorgestellt. Ziel dieser Arbeit ist die Untersuchung potenzieller kommerzieller und politischer Barrieren einer global gerechten Verteilung von COVID-19 Impfstoffen und das Identifizieren von Potenzialen und Schwächen der COVAX-Initiative. Zudem wird der Einfluss von kommerziellen Akteur*innen auf Global Health Governance (GHG) zur weiteren Einordnung von COVAX untersucht. Methoden: Rechte am geistigen Eigentum (IPRs), philanthropische Stiftungen und Impf-stoffnationalismus werden als relevante kommerzielle und politische Determinanten ausge-wählt, die als potenzielle Barrieren überprüft werden. Es wird ein strukturierter Literaturre-view durchgeführt, der entlang der PRISMA Kriterien aufgebaut ist. Die Literatur wird aus PubMed und Google Scholar gewonnen, die Suchstrategie entlang der drei zu untersu-chenden Determinanten aufgebaut. Daten werden exzerpiert und zusammenfassend als Ergebnisse präsentiert. Ergebnisse: Rechte am geistigen Eigentum werden als Barriere einer global gerechten Impfstoffverteilung diskutiert, wobei sie gleichzeitig als Anreiz im globalen pharmazeuti-schen Innovationssystem gelten. COVAX wird für das Versäumnis, bestehende Barrieren durch IPRs zu adressieren, kritisiert. Impfstoffnationalismus in Form von Advance Purchase Agreements (APAs) wirkt negativ auf eine global gerechten Verteilung, das Potenzial der COVAX-Initiative liegt in ihrem multilateralen Ansatz als Gegenmodell zu diesem. Dennoch gelingt es ihr nicht, Impfstoffnationalismus zu verhindern und wird durch das parallele Ab-schließen von APAs durch reiche Nationen geschwächt. Der Einfluss philanthropischer Stif-tungen auf GHG umfasst verschiedene Aspekte wie z.B. Einfluss auf Agenda-Setting und die inhaltliche Ausrichtung von GHG. Auswirkungen auf COVAX werden jedoch nur ange-deutet, da es an expliziter Literatur fehlt. Diskussion: Die Arbeit ist methodisch limitiert durch die Qualität der verfügbaren Literatur und stellt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Zum Erreichen globaler Gerechtigkeit so-wohl in Hinsicht auf IPRs als auch Impfstoffnationalismus wird auf das Überwinden struktu-reller Ungleichheiten verwiesen. COVAX wird ebenso wie das Handeln philanthropischer Stiftungen als symptombehandelnd statt ursachenbekämpfend kritisiert. Polarisierte Debat-ten über IPRs, philanthropische Stiftungen in GHG und Balance zwischen nationalen und internationalen Ansätzen zeichnen sich in der Literatur ab. Es bedarf weiterer Forschung zur evidenzbasierten Begleitung der Diskussionen.