Vereinbarkeit realitätsnaher MANV-Übungen mit Infektionsschutzmaßnahmen : am Beispiel der Freien und Hansestadt Hamburg während der Coronapandemie

Abstract

Die Betrachtung der Vereinbarkeit von MANV-Übungen mit Hygienemaßnahmen kann nur exemplarisch erfolgen. Die mögliche Ausprägung beider Aspekte ist zu groß, um pauschale Aussagen zu treffen. Da sich Vorgaben stetig den neuesten Entwicklungen und Erkenntnissen anpassen, kann hier nur eine Momentaufnahme erfolgen und allgemeine Möglichkeiten erarbeitet werden, um eine solch große Übung hygienisch sicher zu gestalten. Als Methode wird die theoretische Gegenüberstellung aller Phasen einer Übung mit den Infektionsschutzmaßnahmen der Freien und Hansestadt Hamburg gewählt. Die erarbeiteten Teilergebnisse werden anschließend auf ihre Vereinbarkeit geprüft und bewertet. Als kritischster Punkt kann dabei der Übungslauf einer Präsenzübung identifiziert werden. Dieser Kernabschnitt wird unter folgenden Annahmen betrachtet: Die Maßnahmen und Tätigkeiten, die während der Übung stattfinden, entsprechen idealisiert dem Vorgehen bei einer realen Lage. Zudem wird das Ziel, jeden Patienten individualmedizinisch versorgen zu können, im Laufe der Übung erreicht. Damit sind die wesentlichen Behandlungsempfehlungen für Traumapatienten zu untersuchen. Das dargelegte Grundlagenwissen dient dazu, die Betrachtung abzurunden und beispielsweise mögliche Personenabstände abschätzen zu können. Die Ergebnisse zeigen, dass drei wesentliche Hygienevorgaben bei Übungen in Präsenz nicht oder kaum eingehalten werden können: die Kontaktbeschränkung, das Abstandgebot und die Kontaktdauer. Weitere, meist organisatorische Regelungen können weitgehend eingehalten werden. Einige mögliche Kompensationsmaßnahmen, wie eine strengere Maskenpflicht oder Impf- und Testpflicht, können empfohlen werden. Die Ergebnisse dieser Arbeit deuten darauf hin, dass aus Sicht des Infektionsschutzes eine MANVÜbung auch in Präsenz ausreichend sicher durchgeführt werden kann. Voraussetzung dafür ist, dass einige Szenarien vermieden werden und die für die Übung erstellten Sicherheitsmaßnahmen strikt eingehalten werden können. Für beides ist während der Planung und Organisation der Übung Sorge zu tragen. Die Planungs-, Vorbereitungs- und Auswertungsphase einer Übung sind mit Homeoffice und Onlineformaten regelkonform zu realisieren. Nicht einwandfrei zu klären ist die rechtliche Einordnung einer Großübung im Sinne der Verordnung zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 in der Freien und Hansestadt Hamburg. Abhängig von der juristischen Stellung einer solchen Veranstaltung sind einige Vorgaben bindend oder nicht. In der Infektionsschutzverordnung der Stadt Hamburg werden weder die Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) noch Vorhaben wie MANV-Übungen explizit betrachtet. Eine Klärung wäre im Einzelfall anzustreben.