Ernährungsstatus und ernährungstherapeutische Empfehlungen bei Patienten mit COVID-19 unter besonderer Berücksichtigung der Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren, Vitamin D und Selen

Abstract

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, welche Auswirkungen die Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren, Vitamin D und Selen in Bezug auf das SARS-CoV-2-Infektionsririsko sowie die Schwere einer COVID-19-Erkankung hat. THEORETISCHER HINTERGRUND: Eine COVID-19-Erkrankung kann sich durch zum Teil schwere Entzündungsreaktionen der Lunge und/oder anderer Organe sowie durch Endothelschädigungen zeigen. Es besteht die Vermutung, dass die immunmodulierenden, antioxidativen und antientzündlichen Eigenschaften von Omega-3-Fettsäuren, Vitamin D und Selen das Infektionsrisiko und insbesondere die Schwere eines Verlaufes vermindern können. METHODIK: In einer systematischen Literaturrecherche in PubMed wurden drei randomisierte kontrollierte Interventionsstudien zum Thema Omega-3-Fettsäuren und vier Querschnittsstudien zum Thema Selen gefunden. Für Vitamin D ist die Recherche entfallen, da bereits eine aktuelle Übersicht der DGE zum Thema existiert, auf die zurückgegriffen wurde. ERGEBNISSE: Die Interventionsstudien können statistisch signifikante Ergebnisse bei Patient*innen mit COVID-19 und einer Omega-3-Supplementation aufzeigen. Die Ergebnisse der Studien zum Thema Vitamin D sind größtenteils signifikant. Die Querschnittsstudien zum Selen-Status sind heterogen. DISKUSSION: Die statistisch signifikanten Ergebnisse zum Thema Omega-3-Fettsäuren lassen einen Zusammenhang vermuten, der jedoch durch weitere randomisierte kontrollierte Interventionsstudien bestätigt werden muss. Die Studienlage zu Vitamin D und COVID-19 lässt ebenfalls eine Kausalität vermuten, jedoch sind auch hier weitere randomisierte kontrollierte Interventionsstudien notwendig, um einen Zusammenhang bestätigen zu können. Im Vergleich dazu lassen die vorliegenden Studien zu Selen aufgrund des Beobachtungcharakters keine Beurteilung der Kausalität zu. Die Ergebnisse sind nur zum Teil statistisch signifikant. Zwei Studien können die Vermutung nicht bestätigen. HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN: Abschließend kann gesagt werden, dass in Bezug auf alle drei Nährstoffe weiterer Forschungsbedarf besteht. Insbesondere für Selen ist die Studienlage sehr dünn. Die Supplementation mit Omega-3-Fettsäuren scheint jedoch vielversprechend hinsichtlich der Schwere eines COVID-19-Verlaufs und sollte an Priorität gewinnen. Letztlich sollte der Versorgungsstatus der Bevölkerung bezüglich der drei Nährstoffe generell ins Augenmerk genommen werden, um präventiv den Immunstatus sowie den Gesundheitszustand zu verbessern und anderen Erkrankungen vorzubeugen oder entgegenzuwirken.