Organisationale Resilienz und die Coronakrise im ambulanten Pflegedienst : Eine qualitative Untersuchung

Abstract

Neben den Problemstellungen wie der Demographie, dem Fachkräftemangel, dem Digitalisierungsdruck sowie den enggeschnürten Vorgaben seitens der Gesetzgebung und der Kostenträger, stellt die Covid-19-Pandemie die ambulanten Pflegedienste vor neue Herausforderungen. Da bereits derzeit über zwanzig Prozent der Pflegebedürftigen in Deutschland zu Hause durch einen ambulanten Pflegedienst versorgt werden, ist es notwendig zu verstehen, wie diese Unternehmen auch in Krisenzeiten resilient bleiben können. Das Ziel der vorliegenden Untersuchung ist die Bestimmung der speziellen Ressourcen und Maßnahmen, die zur Stärkung der organisationalen Resilienz im ambulanten Pflegedienst in Krisenzeiten wie der Corona-Pandemie beitragen. Dazu wird die folgende Forschungsfrage formuliert: „Welche Ressourcen und Maßnahmen tragen zur Stärkung der organisationalen Resilienz in Krisenzeiten aus der Sicht des ambulanten Pflegedienstes bei?“. Um sich der Beantwortung der Fragestellung zu nähern, ist eine qualitative Untersuchung durchgeführt worden. Diese umfasst fünf ExpertInneninterviews mit leitenden Personen der ambulanten Pflegedienste. Um einen konkreten Bezug zur organisationalen Resilienz zu schaffen, sind zudem die Umsetzung des Resilience Engineerings, die Bedeutung der Ressourcen- sowie Handlungsfelder-Dimensionen bewertet sowie die Lerneffekte aus der Pandemie erfasst worden. Durch die qualitative Inhaltsanalyse können Ressourcen und Maßnahmen in Bereichen der Team- und Personalorientierung, Prozess- und Strukturorientierung, Ausstattung mit Arbeitsmaterialien, KundInnenorientierung, des internen und externen Netzwerks, des Informations- und Dokumentenmanagements, der Technologie und Digitalisierung und der Achtsamkeit und Einschätzung der Situation identifiziert werden. Die Lerneffekte aus der Pandemie besitzen eine strukturelle Ausrichtung und schließen die Stärkung der individuellen und teambezogenen Resilienzfaktoren ein. Der Puffer- und Anpassungsphase des Resilience Engineerings ist eine größere Gewichtung beigemessen worden. Die Ressourcen- und Handlungsfelder-Dimensionen zeigen ähnliche Ausprägungen, wobei inhaltlich der Maßnahmenfokus zu erkennen ist. Die vorliegende Untersuchung ermöglicht einen Themeneinstieg in die Resilienzforschung im ambulanten Pflegedienst. Die Ergebnisse sowie die Übertragbarkeit auf anderweitige Krisengeschehen bedürfen einer Überprüfung und der weiterführenden Forschungsansätze.