Sexuelles Gesundheitswissen von Frauen mit und ohne Migrationshintergrund : eine vergleichende quantitative Studie zur Inanspruchnahme sexueller Gesundheitsleistungen

Abstract

Hintergrund. Migrantische Frauen stehen aufgrund ihres Geschlechtes und ihres Migrationshintergrundes vor doppelten Gesundheitsherausforderungen, besonders im Bereich der sexuellen Gesundheit. Studien zeigen auf, dass kulturelle Barrieren und Werte den Zugang zu sexuellen Gesundheitsleistungen und -informationen für Frauen mit einem Migrationshintergrund erschweren. Diese Arbeit untersucht deshalb, ob sich das sexuelle Gesundheitswissen und die Inanspruchnahme von sexuellen Gesundheitsleistungen zwischen Frauen mit und ohne einem Migrationshintergrund unterscheiden und ob ein Zusammenhang zwischen dem Wissen und der Inanspruchnahme besteht. Methoden. Um die Forschungsfragen zu beantworten, wurde eine vergleichende quantitative Querschnittsstudie mittels einer Online-Umfrage durchgeführt. Zur Erhebung der Daten wurde ein eigenes Erhebungsinstrument entwickelt. Die Stichprobe umfasst 189 Teilnehmerinnen. Die aufgestellten Hypothesen wurden mithilfe geeigneter statistischer Tests überprüft. Ergebnisse. Die statistische Analyse ergab signifikante Unterschiede im sexuellen Gesundheitswissen und in der Inanspruchnahme gewisser sexueller Gesundheitsleistungen zwischen Frauen mit und ohne Migrationshintergrund. Im sexuellen Gesundheitswissen zeigten sich zudem hochsignifikante Unterschiede hinsichtlich der Herkunftsländer und der Religionszugehörigkeiten auf. Ein signifikanter Zusammenhang liegt zwischen dem sexuellen Gesundheitswissen und der Inanspruchnahme von Besuchen bei einem/r Frauenarzt/-ärztin vor. Schlussfolgerungen Die Erkenntnisse legen nahe, dass das Vorliegen eines Migrationshintergrundes nicht als alleinige kausale Ursache betrachtet werden kann. Trotz Einschränkungen bietet diese Arbeit wertvolle Impulse für zukünftige Forschungen und praktische Handlungsempfehlungen zur Verbesserung der sexuellen Gesundheits- und Wissenslage von Frauen mit einem Migrationshintergrund. Sie unterstreicht die Notwendigkeit einer differenzierten Betrachtung der Einflussfaktoren sowie von kultur- und migrationssensiblen Aufklärungsmaßnahmen zum Abbau von Barrieren. Die Studie leistet einen wichtigen Beitrag zur Schließung bestehender Forschungslücken.