| Titel: | Geschwister : eine quantitative Forschung zu Stiefgeschwisterbeziehungen | Sprache: | Deutsch | Autorenschaft: | Keßler, Cora | Erscheinungsdatum: | 7-Nov-2025 | Zusammenfassung: | Die vorliegende Arbeit hat einen Einblick in das vielfältige Themengebiet der Geschwisterschaft gegeben. Es wurden die markanten Merkmale jener Beziehungsform zusammengefasst, ebenso wie die Bedeutung und der Kontakt im Lebensverlauf. Hierbei hat sich herausgestellt, dass Geschwisterbeziehungen von einem entscheidenden Kriterium abhängig sind: der Beziehungsqualität. Geschwisterbeziehungen sind individuell und können durch verschiedene Merkmale gekennzeichnet sein, die Rückschlüsse auf das Beziehungsmuster zulassen. Im Verlauf der Arbeit wurde des Öfteren ein Rückbezug zu der Typologie von S. P. Bank und M. D. Kahn (1989) hergestellt, welche Geschwisterbeziehungen anhand ihres gegenseitigen Identifikationsgrades verschiedenen Beziehungstypen zuordnen. Nebstdem werden Geschwisterbeziehungen durch eine Vielzahl von Einflussfaktoren geformt, zu welchen sowohl Merkmalsvariablen (z.B. Alterstabstand, Geschlecht), Einflüsse aus der Umwelt (z.B. Erziehungsstil, Peergroup) und Charakter- und Persönlichkeitseigenschaften zählen (vgl. Frick 2020, 26). Über die Stärke der verschiedenen Einflussfaktoren besteht teilweise Uneinigkeit, wobei dem elterlichen Einfluss unbestritten eine große Bedeutung zugesprochen wird. Zur Beziehungsförderung von Geschwistern sollten Eltern demnach Vergleiche unterlassen, keine dauerhafte Benachteiligung oder Bevorzugung stattfinden lassen und auf eine individuelle Förderung und Bedürfnisbefriedigung achten (vgl. 1.2.2.4 ff.). Während Trennungs- und Scheidungssituationen können Geschwister einen Schutzfaktor darstellen. Ihre Beziehung wird währenddessen maßgeblich durch das Familienklima beeinflusst, weshalb zu Gunsten des Kindeswohls auf eine geringe Konfliktintensität geachtet werden sollte (vgl. Witte 2018, 45). Eine Trennung oder Scheidung kann zudem die Gründung einer Stieffamilie mit sich bringen. Hierbei wird zwischen einfachen, komplexen und zusammengesetzten Stieffamilien unterschieden, sowie zwischen primärer und sekundärer Stieffamilie (vgl. Walper/Enleitner-Phleps/Witte 2019, 288; Kunze 2020, 13). Durch die Komplexität von Stieffamilien, stehen sie vor spezifischen Herausforderungen. Eine dieser Herausforderungen kann die Beziehungsgestaltung von Stiefgeschwistern darstellen. Stiefgeschwister sind dann vorhanden, wenn beide Partner*innen Kinder aus vorherigen Beziehungen in die Partnerschaft mitbringen. Demnach sind Stiefgeschwister soziale Geschwister (vgl. Steinbach 2022, 583). Diesen werden oftmals negative Stereotype zugesprochen (vgl. Brock 2020, 85) und auch die präsentierten Studien (vgl. Kapitel 2.4) kamen zu dem Ergebnis, dass Stiefgeschwisterbeziehungen häufig problematisch sind. Da eine Wechselwirkung zwischen den Stiefgeschwisterbeziehungen und dem Stieffamilienklima besteht, stellen schwierige Stiefgeschwisterbeziehungen eine Herausforderung für das gesamte Familiensystem dar. Aus diesem Grund sollten im Interesse aller Familienmitglieder, die Beziehungen von Stiefgeschwistern gefördert werden, da sie Potenzial für tragfähige Beziehungen inne haben. Da es hierzu keine validen Handlungsempfehlungen gibt, hat sich diese Masterthesis das zur Aufgabe gemacht. Durch eine quantitative Forschung via digitalem Fragebogen, wurden erwachsenen Personen zwischen 18-30 Jahren auf retroperspektivistische Weise zu ihren Stiefgeschwistererfahrungen befragt. Durch die Ergebnisse lässt sich die eingangs beschriebene Forschungsfrage beantworten, welche wie folgt lautet: Durch welche Faktoren werden Stiefgeschwisterbeziehungen positiv beeinflusst und welche Handlungsempfehlungen lassen sich für die Soziale Arbeit ableiten? Überraschenderweise konnte die Forschung nicht die negativen Stereotypen von Stiefgeschwisterbeziehungen widerspiegeln, da die Mehrzahl der teilnehmenden Personen ihre Stiefgeschwisterbeziehungen als gut eingeschätzt haben. In der Auswertung der Forschung haben sich viel weniger Einflussfaktoren als relevant erwiesen, als angenommen. Zudem waren die Einflussfaktoren relevant, welche auch beeinflussbar sind. Durch Korrelationsrechnungen konnten vier Einflussfaktoren eine mittlere Wirkstärke nachgewiesen werden. Dazu zählen Vergleiche und eine Ungleichbehandlung zwischen Stiefgeschwistern, die Beziehungsqualität zum Stiefelternteil und die Kontaktintensität zwischen Stiefgeschwistern. Es zeigt sich, dass der elterliche Einfluss eine zentrale Bedeutung für die Beziehungsqualität zwischen Stiefgeschwistern darstellt. Dieser Einflussfaktor scheint demnach gleichermaßen für die verschiedenen Geschwisterformen relevant zu sein. Zur Beziehungsförderung sollten demzufolge Vergleiche und eine Ungleichbehandlung unterlassen werden und das Stiefelternteil sollte aktiv die Beziehung zu dem/n Stiefkind(-ern) gestalten. Zudem sollte der Kontakt zwischen Stiefgeschwistern gefördert werden, da eine hohe Kontaktintensität zu besseren Stiefgeschwisterbeziehungen beiträgt. Dies lässt sich unter anderem darauf zurückführen, dass ein Beziehungsaufbau Zeit, Raum und Erlebnisse braucht (vgl. Steinbach 2022, 584/vgl. Brock 2020, 89). Die Handlungsempfehlungen können in den verschiedenen Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit eingesetzt werden, in welchen Kontakt zu Stieffamilien oder Stiefgeschwistern besteht. Bei Schwierigkeiten zwischen Stiefgeschwistern ist das Hinzuziehen einer Erziehungsberatungsstelle empfehlenswert, da dort die Handlungsempfehlungen zu individualisierten Handlungsanweisungen verarbeitet werden können. |
URI: | https://hdl.handle.net/20.500.12738/18372 | Einrichtung: | Fakultät Wirtschaft und Soziales (ehemalig, aufgelöst 10.2025) Department Soziale Arbeit (ehemalig, aufgelöst 10.2025) |
Dokumenttyp: | Abschlussarbeit | Abschlussarbeitentyp: | Masterarbeit | Hauptgutachter*in: | Buschhorn, Claudia | Gutachter*in der Arbeit: | Setzpfand, Nicole |
| Enthalten in den Sammlungen: | Theses |
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