Volltextdatei(en) in REPOSIT vorhanden Open Access
Titel: Digitale Teilhabe und Soziale Arbeit : Perspektiven, Chancen, Risiken und Widersprüche digitaler Teilhabe am Beispiel der Gruppe 45-70-Jähriger
Sprache: Deutsch
Autorenschaft: Chaves Tannus, Claudio 
Erscheinungsdatum: 5-Dez-2025
Zusammenfassung: 
Die vorliegende Arbeit hat sich der Frage gewidmet, ob die Umsetzung einer digitalen gesellschaftlichen Teilhabe dazu führen sollte, dass die Aktuer*innen der Profession Soziale Arbeit sich zu diesem Thema mehr positionieren und sich neuen, daraus resultierenden Problemen (z. B. sozialer Exklusion durch Anforderungen digitaler Teilhabe) widmen müssen. Insbesondere dann, wenn sich eine teilhabeorientierte Soziale Arbeit mit den Anforderungen und Implikationen digitaler Teilhabe sowie den damit verbundenen Chancen, Risiken, Erwartungen und Widersprüchen befasst. Zur Beantwortung dieser Frage musste zunächst eine Auseinandersetzung mit den Definitionen von Digitalisierung und Teilhabe erfolgen (siehe Kapitel 2.1), um eine daraus folgende Arbeitshypothese zum Begriff digitaler Teilhabe zu bestimmen (siehe Kapitel 2.2). Im Anschluss erfolgten Einblicke in unterschiedlichen Positionen zum Thema Teilhabe (siehe Kapitel 3). Auch die Chancen, Risiken und Wiedersprüchen digitaler Teilhabe wurden erörtert (siehe Kapitel 4), um ein möglichst umfassendes Bild zu diesem Thema aufzuzeigen. Ebenso wurde anhand einer gesellschaftlichen Gruppe (45-70-jährige Menschen; siehe Kapitel 5), welche normalerweise nicht im Fokus (sozial-)politischer sowie sozialarbeiterischer Überlegungen steht, aufgezeigt, dass digitale gesellschaftliche Teilhabe auch im Sinne aller Menschen der Gesellschaft realisiert werden muss.
Resümierend lässt sich folgendes für die Profession Soziale Arbeit feststellen: Digitale Teilhabe wird nicht nur zunehmend als gesellschaftliche Teilhabe verstanden, sondern ist darüber hinaus eine wichtige Querschnittsaufgabe für eine teilhabeorientierte Soziale Arbeit. Damit digitale Teilhabe auch im Sinne der Adressat*innen umgesetzt wird, muss eine teilhabeorientierte Soziale Arbeit dieser Querschnittsaufgabe in allen Bereichen und Feldern einer professionellen Sozialen Arbeit nachgehen: im Studium beginnend, unter Einbezug empirischer Forschung, ständiger Weiterbildung für Fachkräfte sowie Austauschformate für die Praxis, aber auch im Rahmen der Wahrnehmung eines politischen Mandats. Der fokussierte Blick auf die Zielgruppe 45-70-jähriger Menschen lässt dabei nicht nur eine Wahrnehmungslücke, sondern auch eine Forschungslücke feststellen. Unter Einbezug der Erkenntnisse, die diese breit gefächerte Gruppe bieten kann, sind somit wichtige Aufgaben für Wahrnehmung der Querschnittsaufgabe durch eine teilhabeorientierte Soziale Arbeit festzustellen. So können die Entwicklung niedrigschwelliger, alters- und zielgruppenunabhängiger Angebote zur Sicherung von Digitalkompetenzen im Sozialraum einen wichtigen Beitrag in Punkto alltäglicher Teilhabe in der Praxis bieten: Z. B. in Form einer Smartphone-Sprechstunde, konkreter Hilfen in den Umgang mit Online-Banking, der Vereinbarung von Terminen bei Ärzten und Behören oder durch das Bereitstellen internetfähiger Endgeräte samt einer persönlichen Hilfe. Ebenfalls denkbar wären Treffen und Gruppen (nicht nur für Jugendliche oder Senior*innen) zur Unterstützung in der Erschließung des digitalen Raumes, beispielsweise in dem Videotelefonie oder Videokonferenzen erläutert und gemeinsam erprobt werden. Solch ein lokales Angebot könnte eine wichtige Form der Prävention bieten, z. B. gegen Isolation in Großstädten und auf dem Land. Es könnte, umgangssprachlich formuliert, eine digitale Gemeinwesenarbeit erprobt werden. In diesem Zusammenhang spielt die Weiterbildung von Sozialarbeitenden, die diese Projekte initiieren und betreuen sollen, eine wichtige Rolle. Schließlich müssen die Digitalkompetenzen, welche vermittelt und gesichert werden sollen, auch auf Seiten der Professionellen vorhanden sein.
Anknüpfend an der praxisnahen Bearbeitung der Querschnittsaufgabe digitale Teilhabe, wird ebenfalls ein gezielter Fachaustausch, z. B. durch die großen Träger und Verbände Sozialer Arbeit, benötigt. Dieser Austausch muss zudem die bisher nicht wahrgenommene Gruppe der 45-70-jährigen Menschen miteinbeziehen. Schließlich obliegt einer professionellen und teilhabeorientierten Sozialen Arbeit die Wahrneh-mung ihres politischen Mandates – z. B. durch die Mitbestimmung eigener Aufgaben und die Positionierung gegen standarisierende, bzw. homogenisierenden Tendenzen (z. B. in Folge durch ökonomische Interessen) im Rahmen einer pluralen Gesellschaft. Zu dieser wahrzunehmenden Aufgabe gehört es somit auch, kritisch und durchaus provokativ nachzufragen, ob beispielsweise eine (Bundes-) Regierung, welcher möglicherweise nicht seiner Verantwortung nachkommt und sich nicht um die notwendigen Voraussetzungen zur Umsetzung und Sicherung von Teilhabe kümmert (z. B. durch die langfristige Sicherstellung analoger Alternativen), überhaupt eine aktive Teilhabe seiner Bürger*Innen gewährleisten möchte. Im Bereich der Wissenschaft sowie der Ausbildung zukünftiger Sozialarbeitenden ist es ebenso wichtig, einerseits digitale Teilhabe als Querschnittsaufgabe zu erkennen und anzugehen, andererseits aber auch die die Gruppe 45-70-jähriger Menschen über existierende Kategorien und Zielgruppen hinaus miteinzubeziehen. Dies kann u. a. durch die Umsetzung von Forschungsprojekten gelingen, welche die Gruppe 45-70-jähriger Menschen konkret adressieren – sei es, um dessen Heterogenität aufzuzeigen und weitere, daraus hervorgehende, Forschungsbedarfe zu identifizieren. So können möglicherweise unerkannte Bedürfnisse der Menschen aus der Gruppe 45-70-Jähriger gebündelt werden und einen Beitrag zur Definition und Bearbeitung (sozialpolitisch) anerkannter Bedarfe leisten. Aber auch ethische Überlegungen und Einblicke in aktu-elle Diskurse können beim Herausbilden einer professionellen Haltung in Bezug auf digitale Teilhabe, schon während der Ausbildung zukünftiger Sozialarbeitenden, unterstützen.
Eine teilhabeorientierte Soziale Arbeit sollte sich somit ihrer gesellschaftlichen Verantwortung stets bewusst sein, indem sie sowohl alltägliche, politische, rechtliche, ökonomische als auch normative Rahmenbedingungen digitaler Teilhabe hinterfragt und mitgestaltet. In diesem Zusammenhang ist eine professionelle Haltung wichtig, welche die Orientierung an demokratischen Grundwerten aber auch Menschrechten widerspiegelt. Solch eine Grundhaltung und Werteorientierung haben zudem einen direkten Einfluss auf alle wahrzunehmenden Aufgaben Sozialer Arbeit, weshalb eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit ethischen Fragen im Zusammenhang mit Digitalisierung, Künstlicher Intelligenz und digitaler Teilhabe im Sinne einer digitalen Ethik nicht fehlen darf. Erst darauffolgend können Probleme erkannt, beschrieben und definiert werden, worauf (sozial-)politische Regelung ebenso wie sozialarbeiterische Angebote, Maßnahmen und Interventionen entstehen können. Dies setzt sowohl die Wahrnehmung eines politischen Mandats, z. B. in Form einer anwaltschaftlichen Position, als auch die Unterstützung bereits bestehender Bemühungen, Initiativen oder Projekte voraus. Alters- und zielgruppenspezifische Angebote sollten somit ergänzt werden. Gesammelte Erfahrungen können ebenso wie Forschungsergebnisse für eine Ausweitung der Angebotspalette im Sinne der Adressat*innen dazu beitragen, neue Projekte zu konzipieren und bereits bestehende zu optimieren.
URI: https://hdl.handle.net/20.500.12738/18459
Einrichtung: Fakultät Wirtschaft und Soziales (ehemalig, aufgelöst 10.2025) 
Department Soziale Arbeit (ehemalig, aufgelöst 10.2025) 
Dokumenttyp: Abschlussarbeit
Abschlussarbeitentyp: Masterarbeit
Betreuer*in: Tiedeken, Peter 
Gutachter*in: Kaulbach, Manfred 
Enthalten in den Sammlungen:Theses

Dateien zu dieser Ressource:
Datei Beschreibung GrößeFormat
Digitale Teilhabe und Soziale Arbeit_MA.pdf800.48 kBAdobe PDFÖffnen/Anzeigen
Zur Langanzeige

Google ScholarTM

Prüfe

HAW Katalog

Prüfe

Feedback zu diesem Datensatz


Alle Ressourcen in diesem Repository sind urheberrechtlich geschützt.