Arbeit im Gesamtstabsmodell im Katastrophenschutz in Niedersachsen – Befunde aus Experteninterviews mit Verwaltungspersonal

Abstract

Diese Bachelorarbeit untersuch die Arbeit im Gesamtstabsmodell des niedersächsischen Katastrophenschutzes aus Sicht von Verwaltungsmitarbeitenden. Im Mittelpunkt stehen drei Fragen: Wie sind die Katastrophenschutzstäbe organisatorisch aufgebaut, welche Ziele verfolgt die Verwaltung in der Stabsarbeit und wo sehen die Beteiligten Verbesserungspotenzial? Zur Beantwortung dieser Fragen wurden leitfadengestützte Experteninterviews mit acht Verwaltungsmitarbeitenden aus sieben Landkreisen geführt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Katastrophenschutzstäbe der Landkreise zwar nach den niedersächsischen Vorgaben aufgebaut sind, die praktische Umsetzung jedoch erhebliche Unterschiede aufweist. Insbesondere die personelle Stärke und damit einhergehend die Anzahl der Schichten sowie die Rolle und die Anbindung der technischen Einsatzleitung an den Katastrophenschutzstab unterscheiden sich stark. Der Katastrophenschutzstab, bestehend aus Verwaltungsmitarbeitenden, übernimmt vor allem administrativ-organisatorische Aufgaben wie Evakuierungen, wohingegen die technische Einsatzleitung operativ-taktische Entscheidungen trifft. In der Praxis kommt es jedoch wegen unzureichender struktureller Vorgaben zu Überschneidungen und Unklarheiten. Eine erfolgreiche Aufgabenbewältigung im Stab ist im Wesentlichen auf ausreichende Vorbereitungen sowie Übungserfahrung und klare Strukturen zurückzuführen, während Defizite durch mangelnde Vorplanung, Überlastung einzelner Sachgebiete und fehlenden Zuständigkeitsabgrenzungen entstehen. Als zentrale Verbesserungsvorschläge nennen die Befragten eine stärkere Anerkennung der Stabsarbeit sowie die Schaffung von Anreizen zur Mitarbeit, um in Zukunft die personelle Besetzung der Stäbe sicherzustellen. Darüber hinaus wird Verbesserungspotenzial bei der Ausbildung sowie der Rollenabgrenzung zwischen Katastrophenschutzstab und technischer Einsatzleitung gesehen. Diskutiert wird von den Befragten auch, ob Niedersachsen am Gesamtstabsmodell festhalten oder, analog zu vielen anderen Bundesländern, das Zwei-Stabs-Modell einführen sollte. Die Arbeit liefert damit neue Einblicke in die Stabsarbeit aus Sicht von Verwaltungsmitarbeitenden und zeigt die Strukturen im niedersächsischen Katastrophenschutz auf.