Psychische Lebensqualität bei 20- bis 60-jährigen Hamburgerinnen und Hamburgern mit und ohne chronische Erkrankung - eine quantitative Analyse

Abstract

Einleitung: Chronische Erkrankungen zählen heutzutage zu den häufigsten und gesundheitsökonomisch bedeutsamsten Gesundheitsproblemen. Anders als Akuterkrankungen sind chronische Krankheiten nicht vollständig heilbar und ziehen durch ihre Dauerhaftigkeit eine erhöhte Inanspruchnahme von Leistungen im Gesundheitssystem nach sich. Durch den Wandel des Krankheitsspektrums von akuten hin zu chronischen Krankheiten wird die Gesundheitsversorgung in Deutschland vor neue Herausforderungen gestellt. Personen mit einer chronischen Erkrankung sind häufiger von einer beeinträchtigten Lebensqualität betroffen, sowohl in körperlicher als auch in psychischer Hinsicht. Die psychische Lebensqualität als deren Einflussfaktoren können bei Personen mit chronischen Erkrankungen als Outcomekriterium in der Therapie genutzt werden, um daraus Maßnahmen und Präventionsangebote abzuleiten und zu entwickeln. Methodik: Die Studie „Risikofaktoren und Prävention von Diabetes in Hamburg“ wurde 2017/2018 von der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz (BGV) durchgeführt. Für die vorliegende Arbeit wurden die Angaben von 20- bis 60-jährigen Hamburgerinnen und Hamburgern (n=1455) herangezogen. Die Gesundheitsindikatoren stammen aus dem telefonischen Survey der BGV und umfassen die gesundheitsbezogene Lebensqualität, gemessen mit dem SF 8, das Alter, den soziökonomischen Status (SES), die soziale Unterstützung, die körperliche Aktivität und die Gesundheitskompetenz. Es werden Ergebnisse zur beeinträchtigten psychischen Lebensqualität von chronisch Kranken berichtet und multivariat mittels binär logistischer Regressionsanalyse berechnet. Darüber hinaus werden die Ergebnisse der chronisch kranken mit denen von gesunden Teilnehmerinnen und Teilnehmern verglichen. Ergebnisse: Chronisch kranke als auch gesunde Personen mit einem niedrigen SES haben eine erhöhte Chance eine beeinträchtigte psychische Lebensqualität aufzuweisen. Auch eine geringe soziale Unterstützung kann als Risikofaktor angesehen werden. Bei den gesunden Teilnehmerinnen und Teilnehmern konnte eine eingeschränkte Gesundheitskompetenz als Risikofaktor für die psychische Lebensqualität ermittelt werden. Die Stärke der Einflussfaktoren auf die psychische Lebensqualität unterscheidet sich bei chronisch kranken und gesunden Personen kaum voneinander. Diskussion: Chronisch kranke Personen haben häufiger eine beeinträchtigte psychische Lebensqualität als Gesunde. Die Bedeutung der psychischen Lebensqualität als Einschränkung wird durch die Indikatoren eines niedrigen SES und einer geringen sozialen Unterstützung bestätigt. Weitere Indikatoren sollten überprüft werden, um den Zustand der chronisch Kranken zu erfassen und eine bedarfsgerechte Versorgung anzupassen.