Pflegerische Unterstützung bei der sexuellen Selbstbestimmung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit einer geistigen Behinderung in betreuten Einrichtungen

Abstract

Hintergrund: Die Sexualität von Menschen mit geistiger Behinderung, sowie die damit einhergehende sexuelle Selbstbestimmung, wird in unserer heutigen Gesellschaft oft unzureichend verstanden und ist mit Vorurteilen behaftet. Obwohl im Grundrecht und der UN-Behindertenrechtskonvention entsprechende Rechte verankert sind, fällt es Bezugspersonen schwer, diese vollständig umzusetzen. Besonders Jugendliche und junge Erwachsene mit geistiger Behinderung sind in der Pubertät mit ihrer sexuellen Entwicklung überfordert, weil die Diskrepanz zwischen Körper- und Intelligenzalter zu hoch ist und sie dadurch die körperlichen Veränderungen emotional nicht erfassen können. Zielsetzung: Diese Arbeit soll nicht nur handlungsleitende Empfehlungen für die pflegerische Unterstützung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit geistiger Behinderung geben, sondern auch einen Beitrag zur Auflösung der (gesellschaftlichen) Stigmata leisten. Es soll Pflegenden, die in der vorhandenen Problematik involviert sind, die Unsicherheit im Umgang mit der Sexualität genommen werden, um der genannten Personengruppe durch Berücksichtigung ihrer individuellen Bedürfnissen, eine aktive Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen. Dabei geht es nicht nur um die Erfüllung gesetzlicher Vorschriften, sondern auch um die Förderung der autonomen Lebensführung, sowie die gesellschaftliche und rechtliche Emanzipation. Dies beinhaltet die sexuelle Entfaltung persönlicher Bedürfnisse und Vorstellungen, den Schutz vor sexuellen Übergriffen und die sexuelle Gesundheit. Methodisches Vorgehen: Um die Forschungsfrage dieser Bacheloarbeit zu beantworten, wurde eine systematische Literaturrecherche in den Datenbanken CINAHL, PubMed und ERIC durchgeführt. Des Weiteren wurde ein exploratives Experteninterview geführt. Ergebnisse: Die Pflege steht teilweise in einem Spannungsverhältnis mit der Sexualität. Bei der pflegerischen Unterstützung, in Bezug auf die sexuellen Selbstbestimmung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit geistiger Behinderung in betreuten Wohneinrichtungen, gilt es vor allem einen offenen Umgang mit der Problematik herzustellen und durch eine personenzentrierte Haltung die Privatsphäre zu wahren, Bedürfnisse zu erkennen und Möglichkeiten für sexuelle Erlebnisse zu schaffen. Hierbei können externe Berater*innen und Leitlinien unterstützend wirken.