Prävention von nosokomialen Infektionen: Case Study zur Qualität des hygienischen Arbeitens bei MRSA-Patienten in der ambulanten Pflege

Abstract

Hintergrund: Jedes Jahr infizieren sich in Deutschland schätzungsweise eine halbe Million Menschen in Einrichtungen des Gesundheitswesens mit Keimen, zumeist in Krankenhäusern. Bei 10.000 bis 15.000 Patientinnen bzw. Patienten führen diese nosokomialen Infektionen zum Tode. Die vorliegende Arbeit beleuchtet diese Problematik aus der Perspektive der ambulanten Pflege. Im Mittelpunkt steht die Fragestellung, welche Strukturen und Prozesse das Hygienemanagement umfassen muss, damit im ambulanten Pflegebereich geeignete Maßnahmen zur Verhinderung einer Weiterverbreitung dieser Infektionen Anwendung finden? Methode Die vorliegende Arbeit untersucht das Hygienemanagement und den Umgang mit MRSA-Patienten in Bezug auf die Prävention von nosokomialen Infektionen in der ambulanten Pflege am Beispiel eines ausgewählten ambulanten Pflegedienstes. Um die Qualität des hygienischen Arbeitens zu ermitteln, wurde im Rahmen einer Case Study ein Auditleitfaden entwickelt. Dieser umfasst die zentralen Anforderungen, Richtlinien und Empfehlung für Hygiene (u.a. RKI, MDK, DGKH). Mit Hilfe des Audits wurde im ambulanten Pflegedienst geprüft, ob die geforderten Standards erfüllt werden. Ergebnisse Die Resultate des Audits zeigen, dass das Unternehmen die zentralen Anforderungen an ein angemessenes Hygienemanagement weitestgehend erfüllt, die Grundvoraussetzungen und Vorgaben für die Prävention von nosokomialen Infektionen sind gegeben – zumindest in der Theorie. Die speziellen Arbeitsbedingungen und Gegebenheiten in der ambulanten Pflege, die sich vom „normalen Krankenhaussektor“ unterscheiden, offenbaren jedoch einige Schwachstellen und somit Gefahrenpotentiale in Hinblick auf die Verbreitung multi-resistenter Erreger. Diskussion Das Problem nosokomialer Infektionen betrifft auch die ambulante Pflege. Der ambulante Sektor gewinnt in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung. Doch welche Gefahren und Risiken bestehen hier? Was passiert, wenn Patienten, die von einem ambulanten Pflegedienst versorgt werden, während eines Krankenhausaufenthalts eine nosokomiale Infektion erworben haben? Um eine Weiterverbreitung von multiresistenten Erregern innerhalb der ambulanten Pflege zu verhüten, sind die strikte Anwendung der hygienischen Händedesinfektion und die Förderung der Compliance für Hygiene essenziell. Im ambulan-ten Pflegebereich stellt sich aber beispielsweise die Überwachung von Hygienemaß-nahmen im Vergleich zur stationären Versorgung schwieriger dar. Nach wie vor fokussiert die diesbezügliche Forschung den stationären Sektor. Explizite RKI-Empfehlungen für den ambulanten Bereich liegen bislang nicht vor. Lediglich der Geltungsbereich der Empfehlungen für die stationäre Versorgung wurde auf diesen übertragen wurde. Aufgrund der Tatsache, dass nahezu ein Drittel der Pflegebedürftigen von einem ambulanten Pflegedienst betreut wird, besteht hier weiterer Forschungs- und Handlungsbedarf.